Menschlichkeit ?!
Das Wort "Menschlichkeit" weckt in mir zwei sehr unterschiedliche Gefühle. Zum einen ein sehr schönes Gefühl, denn es steht für "Barmherzigkeit, Güte, Achtsamkeit und auch Toleranz". Aber wenn ich sehe, was auf dieser Welt und manchmal schon im näheren Umfeld so alles geschieht, wie Menschen miteinander, aber vor allem mit anderen Lebewesen, allen voran mit den Tieren umgehen, dann bekommt dieses Wort, das ja menschliche Gesinnung ausdrückt, auch eine negative Färbung. Mir tut es weh, wenn ich einmal mehr erfahre (und leider erfahre ich das sehr oft, da ich mich gern für Tiere engagiere), dass Menschen Tiere quälen, ihnen gar eine Seele und/oder das Denken absprechen, ihren Wert herabsetzen - sie entwerten (und das oft ganz selbstverständlich). Oder sie einfach ignorieren, sie ausnutzen, be-nutzen. Oder unterstellen, dass sie "böse" sind. Sie werden zum Sündenbock gemacht. Gequälte Tiere dürfen sich nicht wehren - sonst sind sie "aggressiv" und müssen "beseitigt" werden, wenn sie sich nicht wehren sind sie "dumm". Für die Menschen nur das Beste und das, obwohl wir es sind, die so viel zerstören. Für die Tiere den Rest, das Minderwertige das übrig bleibt - und das obwohl kein Tier diese Erde ausnutzt oder gar zerstört. Die Tiere müssen herhalten, grausam leiden für Versuchszwecke mit denen sie gar nichts zu tun haben. Oft für Krankheiten, die wir Menschen selbst verschuldet haben! Ist das fair? Tiere werden gequält - zum Spaß. Tiere werden beseitigt, weil man sie nicht haben will - wie z.B. vor der Fußball-WM, aber auch vorher und jetzt immer noch. Tiere, die Menschen erst einmal "produziert/geschaffen" haben - Hunde nämlich, die zunächst lebten, weil Menschen sie gern haben - besitzen - wollten und sie dann, als sie nicht mehr so interessant waren, einfach ausgesetzt haben. Sie haben sich dann vermehrt- was ja auch ganz natürlich ist. Und dann wurden sie vergast, zerschreddert... weil sie, die niemandem etwas taten, die nur ihren Platz, einen sehr kleinen Platz, in dieser Welt, die uns allen gehört, einnahmen, einige Menschen störten. Oder die vielen Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen,... die für Kinder angeschafft werden, als Spielzeug, gar nicht mal aus bösem Grund oder bewusst gequält werden, weil Kinder noch keine Verantwortung übernehmen können, nicht merken, wenn sie einem Tier weh tun, es vernachlässigen, ihm nicht geben, was ein Tier braucht ... Der Hund, der den ganzen Tag allein zuhause sitzt - die vielen "Nutztiere", die unter erbärmlichen Umständen vegetieren, denn leben kann man das nicht nennen, nie einen Sonnenstrahl sehen und auf grausame Weise getötet werden. Die Tiere, denen wir den Lebensraum wegnehmen, weil wir immer mehr und mehr Platz auf dieser Welt benötigen, um Dinge zu erzeugen, die wir eigentlich nicht brauchen - vielleicht auf der Suche nach dem Glück?? All diese Tiere empfinden das gleiche wie wir! Sie geben so viel und nehmen so wenig.
Wollten, ja könnten Sie so leben wie die Tiere oft in unserer Obhut leben müssen? Minute um Minute, Stunde um Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr - ohne Hoffnung, ausgeliefert, vielleicht in ständiger Angst? Wie würden wir uns fühlen an ihrer Stelle?
Nicht-Hinsehen bedeutet Ignoranz: "Niemand begeht einen größeren Fehler, als jemand der nichts tut, weil er nur wenig tun könnte".
Mich erreichen viele Nachrichten von Tierquälereien oder Misständen, oft von engagierten Menschen oder Organisationen, die um Unterschriften bitten (Petitionen), um gegenüber Behörden handlungsfähig zu werden. Hier ist nichts anderes zu tun, als seinen Namen unter bereits vorgefertigte Briefe zu setzen. Das benötigt kaum Zeit und Aufwand - meist nicht mal eine Minute. Ich verbreite diese Bitten um Unterschriften gern, da so ganz einfach Hilfe geleistet werden kann und oft auch etwas erreicht wird - wenn viele unterschreiben! Oft bekomme ich Mails von Menschen, die mich bitten, solche Petitionen nicht mehr zu schicken, weil "das so schrecklich ist", "weil diese Bilder mich verfolgen".
Das ist einerseits verständlich. Es gibt sehr grausame Dinge und auch ich habe schon einige quälende Nächte erlebt und Bilder im Kopf gehabt, die mich tagelang immer wieder weinen lassen. Ja, manche werde ich nie wieder vergessen. Trotzdem - oder vielleicht gerade: DESWEGEN - sollten wir es tun und uns überwinden. Welche Qualen müssen die anderen ertragen, wenn uns schon der kurze Anblick eines Bildes unerträglich erscheint???! Wie würde es Ihnen ergehen, wenn Sie zu Tode gequält würden und andere würden vorüber gehen und nicht helfen, weil das für sie zu unangenehm wäre? Auch gute Gedanken oder "positive Energien" schicken reicht nicht aus - noch keinem ist dadurch geholfen worden!!! Wenn ein Mensch oder ein Tier Qualen erleidet, ihm die Lebensgrundlage entzogen wird oder, oder oder, dann sind zuerst einmal praktische Hilfe und Taten notwendig! Manchmal kann eine Bemerkung: "Ich kann das nicht sehen", "Ich schick mal gute Gedanken" sogar als Hohn empfunden werden. Und das sind zusätzliche Qualen. Und das braucht niemand, der sowieso schon leiden muss.
Es gibt auch Menschen, die der Meinung sind, Tiere würden Krankheiten und sogar Qualen auf sich nehmen, um uns etwas zu zeigen. Dieser Gedanke ist durch die Beobachtung entstanden, dass viele Tiere und auch Kinder ähnliche Beschwerden haben, wie erwachsene menschliche Familienmitglieder. Das hat aber nichts mit "Übernehmen WOLLEN" zu tun. (Wenn wir behaupten, dass die Tiere dafür da sind, uns unsere Mißstände aufzuzeigen, dann haben wir sie schon als niedere Wesen degradiert und stellen uns Menschen auf einen Sockel, auf den wir nicht gehören! Unsere Erde ist ein Platz, auf dem jeder nach seinen Bedürfnissen leben können muss, miteinander, nebeneinander, auch füreinander im Sinne von Geben UND Nehmen - aber nicht anders) Wenn enge Bindungen bestehen, dann leiden insbesondere diejenigen oft mit, die abhängig von uns sind - die Kinder und die Tiere, die einfach spüren, dass es uns nicht gut geht und die das dann schwächt und ebenfalls krank macht. Oft übernehmen sie auch unsere wenig günstigen Muster und Bewältigungsstile, die uns selbst manchmal gar nicht bewusst sind und werden dadurch ebenfalls krank. So kann es zu solchen Erscheinungen kommen. Dass Tiere leiden wollen, um Missstände in der Welt aufzuzeigen halte ich für Unsinn und diese Meinung für sehr gefährlich. Sie dient doch lediglich zur eigenen bequemen Entlastung, um nicht helfen zu müssen!!!! Bisher ist noch nie etwas besser geworden, weil jemand gelitten hat. Nur schlimmer, denn zu dem Misstand kommt nun auch noch das Leid. Und wenn man nichts dagegen unternimmt, dann wird dieses sich ausbreiten! Deshalb möchte ich sie inständig bitten: schauen Sie nicht weg - sondern tun sie etwas! Durch Ihre Handlung lösen Sie sich aus Ihrer Hiflosigkeitsposition - und das tut auch Ihnen gut. Auch wenn das Wissen um die Grausamkeiten und vielleicht auch ein schreckliches Bild Ihnen selbst Schmerz zufügt. Machen Sie sich klar, dass Sie es sind, der vermeiden hilft, dass es in Zukunft solche schlimmen Dinge und damit solche Bilder und Nachrichten geben wird - und denken Sie daran: Grausamkeit kann jeden treffen - Sie möchten auch, dass Ihnen jemand hilft! (Es gibt natürlich Ausnahmen - wenn Sie seelisch nicht gesund sind, dann kann das tatsächlich für sie zu viel sein, dann sollten Sie sich selbst schützen und diese Bilder nicht ansehen!)
Schon seit ich denken kann, haben Tiere für mich den gleichen Wert und die gleichen Rechte wie Menschen. Die gleiche Berechtigung und den gleichen Anspruch auf ein erfülltes Leben, auf Unversehrtheit, Gesundheit, Glück und Freude - und auf Freiheit, auf ein Leben, wie es ihnen entspricht, ihrem Wesen, ihrer Art. Ich bin niemals auf die Idee gekommen, dass es anders sein könnte. Und die Tiere, die in unserer Obhut leben, die leben, weil wir sie in dieses Leben gesetzt haben, haben ein Recht auf gute Behandlung, auf Erfüllung all ihrer Bedürfnisse, auf Respekt, auf Fürsorge, auf Beistand, auf Vertrauen und auf Liebe!
Wenn wir im Tier den Bruder sehen werden,
wird viel Härte und viel Irrtum weichen,
und es wird heller auf der Erde werden,
weil wir der Güte Licht vom Himmel reichen.
aus dem Buch "Die Tierbrüder" von Edgar Kupfer-Koberwitz
Aktuelles
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